Der Begriff Kodály-Konzeption bezeichnet sowohl die Prinzipien, die dem ungarischen Musikunterricht zugrunde liegen, als auch die Gesamtheit der darin angewendeten Lehr methoden. Die wesentlichen Merkmale sind:
Musik soll ein zentrales Element in der Erziehung sein und soll
daher allen zugänglich gemacht werden.
Musikerziehung soll alle Stufen, vom Kindergarten bis zur
Musikhochschule, umfassen.
Der schulische Musikunterricht soll in Form eines Solfège-Unterrichts
(Hörerziehung) das musikalische Lesen und Schreiben
systematisch vermitteln.
Das Unterrichtsmaterial soll künstlerisch wertvoll und
anspruchsvoll sein.
Die musikalische Muttersprache soll das Volkslied sein. Darauf
aufbauend, werden sukzessive die Meisterwerke der
Musik erschlossen.
Die relative Solmisation soll das zentrale methodische Hilfsmittel
bei der Vermittlung des musikalischen Lesens und
Schreibens sein.
Die methodische Umsetzung für den schulischen Musikunterricht erfolgte durch Kodály und seine Mitarbeiter nach dem Vorbild des französischen Solfège-Unterrichts. Hierbei griff man auf Lehrsysteme
zurück, die in Ungarn bereits erprobt waren. So entnahm man das elementare Prinzip der relativen Solmisation der Methode des Schweizer Volksschullehrers Johann Rudolf Weber, die Handzeichen und
Silbennamen lieferte die Tonic-Solfa-Methode des Engländers John Curwen, die Rhythmussprache stammte aus der Praxis des Franzosen Émile Chevé. Darüber hinaus wurden auch Ideen des deutschen
Musikerziehers Fritz Jöde rezipiert.
In das Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gelangte die Konzeption erstmals im Jahr 1958, als bei der Konferenz der International Society for Music Education (ISME) in Kopenhagen Jenö Ádám,
ein enger Mitarbeiter Kodálys, einen Vortrag über die schulische Musikerziehung in Ungarn hielt. Ausgangspunkt des internationalen Interesses war die Konferenz der ISME im Jahr 1964 in Budapest,
bei der ungarische Musikpädagogen die Ergebnisse ihrer Arbeit präsentierten. Dieser Konferenz folgten Adaptionen in Estland, Frankreich, Finnland, den USA, Kanada, Australien und verschiedenen
Ländern Asiens. Im Jahr 1973 wurde in Kecskemét das Pädagogische Institut Zoltán Kodály gegründet, an dem seither ausländische Studenten die Kodály- Konzeption studieren können.
Weitere Zentren entstanden u. a.
in New York, Boston, Tokio, Sydney, Halifax und Ottawa. Zur weltweiten Verbreitung wurde 1975 die International Kodály Society gegründet, die momentan in etwa 35 Ländern aktiv ist. Auch
die Lehrerausbildung vieler Universitäten und Musikhochschulen basiert auf der Kodály-Konzeption.